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Den eigenen Weg finden

Wir alle kennen die Frage nach dem Sinn, nach Orientierung und «richtigen Entscheidungen». Wohin wollen wir mit unserem Leben? Bin ich zufrieden, mit dem, was ich habe? Mit meinem Job, meinen Beziehungen? Habe ich die ‘richtigen’ Entscheidungen getroffen bisher? Und wie soll es eigentlich von hier aus weitergehen?

Manchmal drängen sich diese Fragen in Momenten der Stille und des Innehaltens auf. Wenn wir endlich mal Zeit haben – im Urlaub am Strand oder am Sonntagmorgen, wenn man mal nichts tun muss. Oft genug bieten der Alltag und seine Routinen genug Ablenkung, um sich diese Fragen nicht stellen zu müsse. Daher sind es oft bestimmte Zeiten im Jahr, die uns diese Fragen nahelegen.

Das Jahresende, oder der Januar mit seiner Ankündigung eines «frohen neuen Jahres». Oder es gibt auch bestimmte Ereignisse, die unser Leben aufrütteln und nach Neuanpassung verlangen, so wie eine Trennung, ein schwerwiegender Konflikt, eine Erkrankung, die Gründung einer Familie oder der Umzug in eine neue Stadt. Dann sind diese Gefühle und Gedanken rund um das Thema Sinn und Erfüllung näher als sonst.

Sinn und Sinnlosigkeit

Das Gefühl von Sinnlosigkeit begegnet uns in der Depression und auch oft im Burnout. Absolute Sinnlosigkeit kann sich dann als unumstössliche Wahrheit anfühlen. Nichts macht dann mehr Sinn oder Freude, alles wird grau. Was uns früher erfüllt hat, bedeutet uns nur noch ganz wenig. Oder wir empfinden Sinnlosigkeit nach grossen Enttäuschungen im Leben. Wofür lohnt es sich, so hart zu arbeiten, wenn man einfach gekündigt wird? Wofür lohnt es sich zu lieben, wenn man doch hintergangen oder verlassen wird? Wofür all die Mühe, wenn es doch nie gut genug ist?

Neue Wege als Chance

Sinnleere in Bezug auf das eigene Leben fühlt sich schrecklich an. Sie lähmt uns und nimmt Freude und Leichtigkeit. Aber wie jedes Gefühl, will uns auch dieses etwas mitteilen. Wenn wir den Sinn von etwas in Frage stellen, zeigt uns dieses Gefühl, dass an gegebener Stelle in unserem Leben gerade etwas nicht stimmt. Etwas, das darauf wartet von uns verändert zu werden. Wenn uns das Gefühl von Sinnlosigkeit plagt, dann ist das eine Aufforderung, uns mit dem Leben auseinanderzusetzen, welches wir führen. Es fragt uns an, welchen Sinn wir unserem Dasein auf dieser Welt geben wollen. Ob wir genug in unserem Leben sehen, das «zählt». Ob wir vielleicht den Mut aufbringen, Dinge zu ändern, wenn sich das Leben an manchen Stellen zu leer anfühlt. 

Sinnsuche und die eigenen Antworten wagen

Glück und Zufriedenheit hat ganz viel damit zu tun, unsere eigenen Antworten auf diese Frage zu finden. Dass wir zu uns selbst finden, Antworten finden, die für uns selbst passen und die uns wirklich erfüllen. Sinnkrisen können sich zum Beispiel auch dann ergeben, wenn wir feststellen müssen, dass wir Zielen hinterhergelaufen sind, die uns doch wenig geben. Sinnkrisen möchten uns zu Neuorientierung aufrufen. 

Ich rede oft mit Klient:innen darüber, was sie eigentlich wollen, was ihnen wirklich wichtig ist. Sinn finden und erleben hat nämlich immer damit zu tun, dem nachzugehen, was uns wichtig ist. Und das im Kleinen, im Moment und Schritt für Schritt. Lebenssinn hat in meiner Sicht viel weniger mit Philosophieren und Grübeln zu tun, viel mehr mit Lebenspraxis – mit dem, was wir machen und tun. 

“Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben. Aber es hat nur ganz genau so
viel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind.” (H. Hesse)

Sinn und tiefe Zufriedenheit mit dem eigenen Leben hat auch ganz viel damit zu tun, dass wir verstehen, dass uns niemand ausser uns selbst die Antwort geben kann, was der Sinn unseres eigenen Lebens ist. Wir dürfen selbst entscheiden. Wir dürfen selbst gestalten. 

«Es geht nicht um die Frage nach einem abstrakten Lebenssinn.(…) Letzten Endes sollte der Mensch nicht fragen, was der Sinn des Lebens ist, sondern er muss verstehen, dass er selbst es ist, der gefragt wird.» (V. Frankl)

Diese «Antworten» bestimmen, wie glücklich und zufrieden wir sind, da letztlich nichts glücklicher macht als ein sinnerfülltes Leben. Ihr Leben spielt sich im hier und jetzt ab und das bedeutet auch, dass Sie letztlich darüber bestimmen, was Ihre Wahrheit zu der Frage nach Sinn und Erfüllung in Ihrem Leben ist. Sie sehen, worum es mir geht: In dem Moment, wo Sie Ihr Leben nach Ihren Vorstellungen gestalten, verleihen Sie Ihrem Leben Sinn, und das schafft Ihre Zufriedenheit, auch wenn es nicht immer ein einfacher oder angenehmer Weg ist, den Sie dann gehen. Aber es ist Ihr Weg. 

Glück und Zufriedenheit entsteht aus Sinnerleben

Ihr Sinn, Ihr Glück liegt in Ihren ganz eigenen Händen. Dass wir aktive Gestalterinnen und Gestalter des eigenen Lebens sind, ist Freiheit und Verantwortung zugleich. Das kann uns viel abverlangen. Ich sehe das in meiner Arbeit oft. Unsere Leben heute sind herausfordernder, weil Wege nicht mehr festgeschrieben sind. Heute haben wir gefühlt alle Optionen, und das kann überfordern.  Wo uns früher durch Religion oder Normen vorgeschrieben wurde, was «das gute» oder «das richtige» Leben ist, dürfen wir heute selbst entscheiden. Was wollen wir wirklich? Wohin wollen wir? Und trauen wir uns, Dinge womöglich anders zu machen als von uns erwartet? 

Was hält mich zurück?

Was hält uns zurück? Auch diese Antworten finden wir nur bei uns selbst. Oft sind es Ängste und Unsicherheiten, die wir schon sehr lange mit uns herumtragen, ohne dass wir es merken. Wirklich zu uns zu stehen fordert eine Auseinandersetzung mit all den Anteilen unserer Person, auch die wir nicht so gern sehen würden – auch den Ängsten und Schatten, die uns klein halten und die wir aber konfrontieren müssen, um zu uns selbst und unserem ganz eigenen Werden zu finden. Nach dem eigenen Weg, der eigenen Erfüllung, dem eigenen Sinn zu suchen ist Persönlichkeitsentwicklung – und daher Arbeit. Arbeit, die ich gern mit Ihnen zusammen beginnen würde.

Wie in allem können wir unsere Themen nur überwinden und wandeln, wenn wir sie konfrontieren. Irvin Yalom, einer der bedeutendsten Psychotherapeuten unserer Zeit sagt, die wichtigste Antwort auf erlebte Sinnlosigkeit sei Engagement mit dem Leben. Ich finde das wahnsinnig schön formuliert. So ein Engagement könnte darin bestehen, eine ehrliche Bestandsaufnahme des eigenen Lebens zu wagen. Dort hinzuschauen, wo es gerade hakt und was sich ändern darf. Sich zu fragen, wie sehr Sie sich selbst in dem Leben wiederfinden, das Sie gerade leben und wohin es für Sie gehen sollte. Und mit einer Portion Mut den ersten Schritt wagen…